Aus der Vereinsgeschichte des Schützenvereins
St. Hubertus
1899 Bromskirchen
Der Ursprung der Schützenvereine liegt in Deutschland im 11. Jahrhundert. Ihr Aufbau entsprach dem der Zünfte. Sie entstanden in den mittelalterlichen Städten, die sich gegen übergriffe des Adels und der Fürsten schützen mussten. Sie wurden durch Verleihung von Vorrechten, besonders an die besten Schützen (Schützenkönige), gefördert. Die Schützenfeste (Vogelschießen), gewöhnlich im Sommer auf dem Schützenanger veranstaltet, wurden bald zu echten Volksfesten.
Die Gründung des Schützenvereines Bromskirchen erfolgte im Jahre 1899. Er ist der älteste Verein der Gemeinde Bromskirchen. Trotz intensivster Recherchen ist das genaue Datum nicht feststellbar. Schriftliche Unterlagen über das Gründungsjahr und die nachfolgenden Jahre sind bis auf eine Urkunde, die auf das Gründungsjahr hinweist, leider nicht mehr auffindbar.
Heinrich Althaus schoss den Vogel 1899 und regierte im Jahre 1900
Durch mündliche überlieferungen sind noch folgende Gründungsmitglieder bekannt:
Heinrich Althaus (Bubbersch)
Karl Dornseiff (äbbellieses)
Jacob Steuber (Wänersch)
Wilhelm Vöpel (Renerts)
Schützenfest im Jahre 1922 in Bromskirchen. Das Königspaar sind Paula Steuber (Wänersch) und Otto Geldbach (Fritzes an der Schosse). Festzug in der Hauptstraße.
Erster Schützenhauptmann und zugleich erster Vorsitzender war Daniel Althaus. Die Schützenfeste wurden bis zum Jahre 1931 auf dem Böhl (Tanzkaute auf dem Böhlkippel) gefeiert. Man begnügte sich mit einem einfachen Zelt aus Planen und Tüchern. Getanzt wurde in der Regel unter freiem Himmel auf „Brettern“. Vom damaligen Hauptmann Karl Dornseiff wurde in Abstimmung mit den Mitgliedern festgelegt, das Schützenfest immer am ersten Sonntag im August zu feiern. Das wurde bis auf den heutigen Tag (mit einer Ausnahme 1949) beibehalten. Der erste Schützenkönig 1899 war Heinrich Althaus. Er nahm sich Rosine Dornseiff zur Königin. Das Vogelschießen fand bis 1938 Auf den Betten statt.
Man schoss auch damals mit Großkaliber auf einen aus vollem Holz geschnitzten Vogel, der in der Schreinerei Müller (Juliusses) gebaut wurde.
Im Jahre 1930 beschloss man, eine Festhalle zu bauen. Man erzählt sich, dass die Schützen wohl beim damaligen Forstmeister einen „Stein im Brett“ hatten. Dieser Waidmann pflegte mit ihnen gerne in geselliger Runde Karten zu spielen und gewährte großzügig die Herbeischaffung des Holzmaterials (überwachte nicht die Abholzung und den Abtransport). Mit vereinten Kräften und geringen finanziellen Mitteln errichtete man auf der Gemeindewiese „Kälberhöfe“ eine kleine Festhalle. Ab 1932 wurden dann die Feste in der neuen Schützenhalle gefeiert. 1936 wurde die Holzkonstruktion erweitert und erhielt festes Fundament und Boden.
Vor der Schützenhalle 1935, v.l.: Polizist Drews, Karl Dornseiff (äbbellieses), Heinrich Althaus (Bubbersch), unbekannt, Karl Müller (Schneidersch), David Finger, August Henkel, unbekannt, Fritz Wind (Rickels), vordere Reihe v. l.: Karl Helduser, unbekannt, Karl
Die Hauptstraße im Mai 1937. Vorn links die Gastwirtschaft Müller (Nickels) Vereinslokal des Schützenvereins
Auf dem Marsch zum Ehrenmal 1937. Angeführt von Schützenhauptmann Karl Dornseiff.
Am 08.12.1937 übernahm die Gemeinde die Verwaltung der Festhalle. Sie sollte für wehrwirtschaftliche Zwecke verwendet werden.
Im Jahre 1937 wurden die Schützenvereine zwangsweise in den Reichssportbund eingegliedert. 1939, kurz nach dem Schützenfest, erhielten viele junge Schützenbrüder ihren Stellungsbefehl und mussten in den Krieg ziehen. Leider kehrten nicht alle wieder in die Heimat zurück. Nach dem verlorenen Krieg im Jahre 1945 wurden durch das Kontrollratsgesetz sämtliche Vereine und Verbände aufgelöst und deren Vermögen eingezogen bzw. zerstört. Die Gewehre und die Vereinsfahne gingen verloren.
Im Jahre 1949 trat wieder eine Lockerung im Vereinsleben ein. Am 31.07.1949 versammelten sich 65 Männer und Burschen unter dem Namen „Männer- und Burschenverein Bromskirchen“ (als Nachfolger des Schützenvereins). Sie beschlossen, am 20. und 21.08.1949 ein Volksfest zu feiern. In geheimer Wahl stimmten 59 für und 6 gegen die Abhaltung des Festes. Somit konnte das erste Fest nach dem Krieg gefeiert werden.
Vogelschießen 1949 Es wurde mit Holzkeulen geworfen. Beim Wurf Heinz Steuber (Eckenjokubbes)
e amerikanische Besatzungsmacht hatte die Handhabung und den Besitz von Waffen noch streng untersagt. Not macht erfinderisch, und so wurde der Vogel zum 50. Jahrestag mit gedrechselten Holzkeulen von einer sechs Meter hohen Stange geholt. Jeder hatte drei Würfe. Nach anderthalb Stunden war es soweit. Mit der linken Hand warf Heinz Steuber (Eckenjokubbes), Schützenhauptmann von 1967 bis 1981 und heutiger Ehrenhauptmann, den Vogel von der Stange. Zu seiner Königin erwählte er sich Helga Helduser (Kautzes). Die Holzgeschosse wurden von dem Vereinsmitglied Willi Graßhoff aufbewahrt und 1985 an den Verein übergeben. Sie haben heute einen Ehrenplatz an der Königstafel in der Schützenhalle.
Am 15.11.1949 stellte der Männer- u. Burschenverein an die Gemeinde den Antrag auf Rückgabe, der vom damaligen Schützenverein erbauten Festhalle. Am 23.04.1950 wurde durch Beschluss der Gemeindevertretung in einer Versammlung in der Gastwirtschaft Steuber die Festhalle von der Gemeinde kostenlos wieder dem Verein zurückgegeben. Der Männer- u. Burschenverein führte inzwischen wieder den Namen „Schützenverein“.
Die Fahne ist das äußere Zeichen der Zugehörigkeit und Verbundenheit. Sie vertritt den Verein bei kirchlichen und weltlichen Festen, bei Beerdigungen sowie bei allen Umzügen. Da die alte Vereinsfahne im Krieg verloren ging, bestellte man am 06.11.1949 bei der Bonner Fahnenfabrik eine neue Fahne. Diese wurde am 17.03.1950 geliefert und alle waren froh, das wichtigste Vereinssymbol wieder zu besitzen
Aufstellung am Ehrenmal 1950
Pressebericht vom 01.08.1950
Pfarrer Georg Schmidt wird zur Feier am Denkmal von Hauptmann Karl Kroh begleitet.
Gefallenenehrung mit Fahnen-abordnung. Rechts Haupt-mann Karl Kroh. In der Mitte Daniel Althaus und Johannes Mankel.
Zur Fahnenweihe sind die „Veteranen“ des Schützenvereines am Ehrenmal angetreten. Fritz Wind, Karl Lache, Jakob Streckebein, Werner Müller, Heinrich Steuber, Daniel Grusemann, Karl Lange, Daniel Althaus. Rechts Hauptmann Karl Kroh.
Am 30.09.1951 und in den nachfolgenden drei Jahren veranstaltete der Schützenverein außer seinem Schützenfest im Herbst noch einen Schützenball.
Ein weiteres wichtiges Vereinssymbol ist die Königskette. Sie wurde 1951 angeschafft und vom König Herbert Dornseiff (äbbellieses) zum ersten Mal getragen.
Königskette mit den Orden der Könige von 1949 bis 1978. Im Jahre 1979 wurde eine neue Kette angeschafft, da diese durch die vielen Orden zu schwer geworden war. Auf der Rückseite der Orden sind die Namen der Königspaare eingraviert.
Die Schützenfeste der St. Hubertus-Schützen, Höhepunkte im Vereinsleben, erfreuten sich zunehmender Beliebtheit. So mußte bald überlegt werden, die Räumlichkeiten in der Halle und auf dem Festplatz zu erweitern und zu verbessern. 1952 wurde erstmals eine Toilettenanlage fest installiert.
1963 wurden die ersten Uniformen gekauft, um bei allen öffentlichen Auftritten ein einheitliches Erscheinungsbild zu haben.
Durch die jährlich zunehmenden Besucherzahlen des Schützenfestes mußte erneut weiterer Platz geschaffen werden. 1966 wurde die Halle durch einen Giebelanbau zur Dorfseite hin erweitert. 1971 erfolgte ein neuer Toilettenanbau
Richtfest Anbau Toilettenanlage 1971
Mit einem weiteren Anbau zum Ruppelsberg hin fanden die Baumaßnahmen im Jahre 1974 ein vorläufiges Ende. 1972 wurde die Halle neu verputzt. An der Giebelwand wurden die Wappen der dörflichen Vereine von Meister Schienbein aus Hesborn kunstvoll angebracht. Den Kopf bildet der Schützenverein „St. Hubertus 1899. Es folgen die Wappen des „Quartettvereins Frohsinn 1924“, der „Freiwilligen Feuerwehr 1927“ und des „TSV Bromskirchen 1912/60“. Alle Bau- und Umbaumaßnahmen sowie Verbesserungsarbeiten konnten in Eigenleistung von vielen fleißigen Helfern, Mitgliedern von anderen Vereinen, mit Unterstützung der Gemeinde und vor allem mit den Schützenmitgliedern ermöglicht werden.
Festhalle im Jahre 1999
Ein Schmuckstück fehlte noch: Der Schellenbaum Er konnte 1974 gekauft werden.
Ehrungen sind stets ein Zeichen für Treue und Verdienste. Um dies nach außen hin sichtbar zu machen, wurden 1979 erstmalig Vereinsnadeln in Gold und Silber ausgegeben.
Im Jahre 1979 wurde eine weitere Königskette angeschafft, die zum ersten Mal dann von dem Schützenkönig Erwin Diele getragen wurde.
Am 28.12.1980 übergab Schützenhauptmann Heinz Steuber nach 14-jähriger Amtszeit (davon 1 Jahr Adjutant) die Vereinsführung in die Hände von Wolfgang Fischer. Heinz Steuber erhielt die Goldene Ehrennadel und wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
Vom 28.05. bis 31.05.1981 besuchte der Schützenverein die französische Partnergemeinde Arrou.
Am 02.01.1982 wurde erstmals die Jahreshauptversammlung im Dorfgemeinschaftshaus (weißes Haus) abgehalten. Vorher fand sie immer im Vereinslokal Müller statt.
1982 wurden während des Kommersabends am Samstag drei Königstafeln enthüllt, die das amtierende Königspaar Karl-Friedrich Geldbach und Hetty Fuchs gestiftet hatte. Auf ihnen sind bis heute, mit wenigen Ausnahmen (fehlende Aufzeichnungen), alle Königspaare seit Bestehen des Vereins aufgeführt, die das Zepter in der Hand hielten. Auch zukünftige Königspaare werden dort verewigt.
Königstafeln und der ersten Nachkriegsmunition 1949
Ebenfalls im Jahre 1982 wurde nach 22 Jahren der Mitgliedsbeitrag von 12,00 DM auf 18,00 DM erhöht.
Um die vielen Festbesucher ausreichend und zufriedenstellend zu bewirten, wurde 1983 der Küchen- und Thekenbereich umgebaut.
Im Jahre 1984 wurde eine neue Vereinssatzung ausgearbeitet und durch die Mitgliederversammlung am 28.12.1984 genehmigt. Die Eintragung in das Vereinsregister erfolgte am 11.03.1985. Gleichzeitig erfolgte auch die Meldung beim Hessischen und Deutschen Schützenverband.
1985 erhielten die Damen Uniformen, die dann zum Schützenfest das erste Mal getragen wurden.
Schützendamen beim Festzug im Jahre 1992 gefolgt von der Stadtkapelle Hallenberg
Am 14.09.1986 wurde erstmals ein Preis- und Wanderpokalschießen durchgeführt.
Rosemarie Vöpel übernahm ab 1988 das Amt des Jugendwartes. Sie war damit die erste Frau im Vorstand des Vereines.
Ein Kreisjugendtag fand am 24.03.1990 in Bromskirchen statt.
Vom 09.07. bis 15.07.1990 war der Schützenverein Bromskirchen erstmals Gastgeber des Kreisjugendzeltlagers.
1990 wurde mit dem Umbau des Schießstandes begonnen.
Um den neuen Anforderungen und gesetzlichen Bestimmungen des Vogelschießens gerecht zu werden, wurde 1992 eine Lafette sowie ein neuer Schießstand am Ruppelsberg in Eigenleistung gebaut.
1993 erhielt der Schützenverein die Anerkennung der Gemeinnützigkeit durch das Finanzamt.
Vom 09.07. – 16.07.1995 richteten die Bromskircher Schützen zum zweiten Mal das siebte Kreisjugendzeltlager aus. Diesmal nahmen 121 Jugendliche teil.
Frauen des Schützenvereins Bromskirchen versorgten ab sechs Uhr morgens die hungrigen Zeltlagerteilnehmer, die Wurst und Fleisch von sechs Schweinehälften verarbeiteten und insgesamt über 1200 Brötchen schmierten. Des Weiteren wurden 500 Liter Milch und Kakao, 1200 Liter Eistee und Orangensaft, 400 Eier und 150 Kilogramm Kartoffeln verzehrt.
Weitere Umbaumaßnahmen des Schießstandes ab 1995.
Rechtzeitig vor den Sporttagen vom 20.06. bis 21.06.1998 mit Pokalschießen wurde am 05. Juni 1998 der neue Schießstand mit acht Bahnen für Luftdruck- waffen feierlich eingeweiht und offiziell seiner Bestimmung übergeben. Zu dem Ereignis waren zahlreiche Abordnungen von Schützenvereinen, örtlichen Vereinen sowie Vereinsmitglieder der Einladung gefolgt.
Kreisschützenmeister Helmut Engel überreicht dem Vorsitzenden des Schützenvereins Wolfgang Fischer (links) die Ehrenscheibe des Hessischen Schützenverbandes.
Am 06.12.1998 veranstaltete der Schützenkreis Frankenberg sein 17. Seniorentreffen in der Schützenhalle Bromskirchen, der vom Schützenverein Bromskirchen ausgerichtet wurde.
Mit einem Festakt im Dorfgemeinschaftshaus wurden am 29. und 30. Mai 1999
offiziell die Feierlichkeiten zum 100jährigen Bestehen begonnen. Vorsitzender Wolfgang Fischer konnte viele Ehrengäste begrüßen, die dem Verein in Gruß- worten ihre Glückwünsche übermittelten. Sie alle brachten einhellig zum Ausdruck, daß der größte und älteste Verein Bromskirchens in den zurücklie- genden Jahren den Ort entscheidend positiv mitgeprägt habe. Ebenso wurde die gute Zusammenarbeit auf Gau- und Kreisebene erwähnt.
Zur Feierstunde, die musikalisch vom Posaunenchor Bromskirchen und dem Gesangverein umrahmt wurde, waren die Mitglieder und ehemaligen Königs- paare sowie die ganze Gemeinde eingeladen. Während des Festaktes wurde auch die Vereinschronik vorgestellt, in der sich die traditionelle Entwicklung und die sportlichen Erfolge widerspiegelten. Abgerundet wurde der erste Teil durch eine sehenswerte Ausstellung, in der Uniformteile, Urkunden, Bilder, Dokumente sowie Vereinssymbole aus 100 Jahren Vereinsgeschichte zu bewundern waren.
Für eine überraschung während des Festaktes sorgte das ehemalige Vorstands- mitglied Eckhard Koch. In den Kriegswirren war die alte Fahne des Vereins verlorengegangen. 1950 wurde deshalb eine neue angeschafft. Nachdem der Zahn der Zeit an dem Tuch genagt hatte, wurde die Fahne in der Bonner Fahnenfabrik restauriert. Die Rückseite mußte komplett ausgetauscht werden. üblicherweise kommt das alte Stück in die Lumpen. Doch der heute in Bonn lebende E. Koch war auf der Hut. Er organisierte sich das wertvolle Teil und bewahrte es zu Hause auf. Rechtzeitig zum 100. Geburtstag der „Hubertusschützen“ übergab er es beim Festakt als Geschenk an den Verein. Mit einem Freund hatte er das Fahnentuch in einen verglasten Rahmen eingefaßt, damit es für die nachkommenden Generationen erhalten bleibt.
Eckhard Koch (rechts) übergibt das alte Fahnentuch an den ersten Vorsitzenden Wolfgang Fischer
Der zweite Tag wurde mit einem historischen Frühschoppen fortgeführt, zu dem die benachbarten und befreundeten Vereine aus dem angrenzenden Westfalen- land sowie die Vereine des Schützenkreises 24 Frankenberg mit Abordnungen eingeladen waren.
Was wären die Brommeskerscher ohne ihr Schützenfest!? Es ist stets das größte Volksfest innerhalb der Gemeinde. In jeweils drei Tagen geht es nach altem Zeremoniell im sauerländischen Stil „über die Bühne“ und zeichnet unser Grenzdorf bis weit über die Kreis- und Landesgrenzen hin aus.
Was ins Auge sticht, ist die Stilvollkommenheit des gesamten Ablaufes, und was bei den Gästen ankommt, ist die besonders herzliche Gastfreundschaft der Bromskirchener. Gesellt sich z. B. ein Fremder einem Tisch oder der Thekenrunde hinzu, sprühen ihm in wenigen Augenblicken die Funken der Heiterkeit und Zuneigung entgegen, er ist mittendrin. Diesen Anlass nehmen auch viele ehemalige Bromskirchener wahr, um gerade zum Schützenfest ihre alte Heimat wieder aufzusuchen, ein Wiedersehen mit Verwandten oder alten Freunden zu feiern. Ein Stück Lebensfreunde kommt zum Ausdruck. All diese Vorzüge sollen bei anderen örtlichen Feierlichkeiten nicht minder bewertet werden. Die Berichte aus den Jahren 1950 – 1998 vermitteln uns einen bunten Querschnitt und beinhalten Stimmungen und Höhepunkte der Schützenfeste. Doch zunächst soll der normale Festablauf in Kurzform, vor allem für die Nichteinheimischen, geschildert werden.
Am Samstagabend marschiert der Festzug mit Gästen vom Rathaus (früher vom Vereinslokal Müller) zur Schützenhalle. Der Kommersabend beginnt mit einem Konzert, den Ehrungen, Ordensauszeichnungen des amtierenden Königspaares. Eröffnung des Tanzes durch Selbiges folgen. Sonntagmorgen versammeln sich die Teilnehmer zum Festgottesdienst in der altehrwürdigen St. Martinskirche und zur Kranzniederlegung am Ehrenmal. Vor dem Rathaus folgt ein Platzkonzert. Bevor am Sonntagnachmittag der traditionelle Festzug durch die geschmückten Dorfstraßen beginnt, werden Schellenbaum und Fahne unter den Klängen des Präsentiermarsches vom Rathaus in den Festzug geleitet und das Königspaar abgeholt. Dieses eröffnet nach Ankunft in der Festhalle das Tanzvergnügen. Auf Karusell, Zucker- und Schießbuden warten vor allem die Kinder. Mit dem „Großen Zapfenstreich“ wurde einst der zweite Festtag beendet. Den Höhepunkt der anstrengenden Festivitäten bildet das Vogelschießen am Montagmorgen.
Vogelbauer Heinrich Lange
Heinrich Lange (Pitzenpetersch), gestorben 12.06.1996, schnitzte seit 1949 die Königsvögel für das Vogelschießen am Ruppelsberg. Mit viel Liebe und Sorgfalt widmete er sich den Schützensymbolen, die aus massivem Eichenholz bestehen, eine Flügelspannweite von 180 cm haben und ca. 30 Pfund wiegen. Heinrich Lange war für seinen Enkel Matthias Lind ein guter Lehrmeister. Er fertigt heute die Vögel.
Zu Beginn wird der mit bunten Bändern geschmückte Königsadler im Festzug zum Schießstand am Ruppelsberg gebracht. König darf nur der werden, der mindestens ein Jahr dem Verein angehört. Das Mitglied kann auch außerhalb der Gemeinde wohnen. Es ist eine besondere Ehre, dieses Amt für ein Jahr auszuüben. Dabei darf man es sich auch etwas kosten lassen. Wir sahen viele gekrönte Häupter, die den Verein hervorragend repräsentierten. Der erste Schuß ist dem Hauptmann vorbehalten. Es folgt ein echter Wettkampf unter mehreren Kandidaten, der von vielen Zuschauern beim Frühschoppen aufmerksam verfolgt wird. Gewöhnlich ist der neue König nach 2 – 3 Stunden ermittelt bzw. der Vogel von der Stange geholt. Zuvor fielen die begehrten Trophäen wie Apfel, Zepter, Krone und Flügel. Zum „Ritter“ gekürt wurden früher die Schützen, die Zepter und Krone abschossen. Während früher Sachpreise aus gesetzt waren, sind es heute Orden, die vergeben werden. Mit brausenden Hurrahs wird zuletzt der neue König auf den Schultern der Kameraden präsentiert. Die zweite Spannung: Wer wird Königin? Lagebesprechung zwischen König und Vorstand, dann erneutes Aufbrausen, wenn der Name der neuen Königin bekanntgegeben wird. In der Schützenhalle erfolgt nun die Proklamation bzw. Umkrönung. Beim Fest nicht zu vergessen, ist das traditionelle Eisbeinessen. Nachdem sich das neue Paar am Nachmittag vorbereitet und geschmückt hat, wird es wiederum im Festzug zur Schützenhalle an den Königstisch (mit Hofstaat) geleitet und steht bis zum Ausklang des Festes im Mittelpunkt des Interesses. Am Dienstag sind die Schützen dann ganz alleine beisammen und feiern den Kehraus.
Und nun zu den Schlagzeilen der Vergangenheit. War es der Einfluß der amerikanischen Besatzer, daß der Schützenkönig im Jahre 1950 Heinz Steuber „Präsident“ und die Königin Helga Helduser Präsidentin genannt wurden?
Erstes Königspaar nach dem Krieg 1949/50 Heinz Steuber und Helga Helduser links Königsoffizier Willi Helduser, rechts Königsoffizier Gustav Schnorbus
1953 mußte wegen eines Trauerfalles beim alten Königspaar bereits am Samstag um die Würde gerungen werden. Favorit, dann Sieger war Kurt Pfau, der sich Margret Zahn zur Königin auserkor (seine spätere Ehefrau). Am Sonntag herrschte in der Schützenhalle unter den Klängen einer Bergmannskapelle aus dem Ruhrgebiet Hochbetrieb. Sechseinhalb Stunden dauerte am Montag der Kampf um den zweiten Vogel, der statt aus Eichenholz aus gesperrter Pappel angefertigt war. Gegen 16.00 Uhr fiel der erlösende Schuß. Der glückliche Schütze war Karl Steuber, der sich Luise Rumpf als Königin wählte.
Ausgelassene Stimmung beim Schützenfest 1955 nach dem Vogelschießen. Dem neuen Königspaar Adolf Engel und Annemarie Rumpf wird ein Ständchen gebracht. Der Mann mit der Mütze ist Heinz Steuber, vorne knieend Rudolf Steuber, oben links Egon Dornseiff. Herbert Kessler umarmt Marianne (links) und Ruth Vöpel (rechts). Rechts neben Ruth singt Eckhard Guntermann aus voller Kehle. über ihm steht Karl-W. Hornig. Die Hand zum Gruß hebt Helmut Steuber. Direkt unter ihm der Schützenkönig Adolf Engel. Links unter Adolf Engel Karl-Heinz Lache und rechts Horst Kroh.
1955 fiel auf, daß nicht nur Straßen und Häuser im Festschmuck blitzten, sondern auch die hübschen Bromskirchener Mädchen. Die Männer der Bergmannskapelle aus Herne wollen am liebsten ganz hier bleiben, sagte Bürgermeister Karl Althaus in seiner Begrüßungsansprache, aber leider haben wir kein Bergwerk hier. Wir haben zwar gebohrt (er meinte nach Wasser), aber nichts gefunden. Auffallend war auch die Anwesenheit zahlreicher Schützenbrüder im Alter von 80 und mehr Jahren, die noch stolz und in aufrechter Haltung ihre Vereinsmütze trugen. Diese Alten waren der Jugend ein Vorbild, rundeten das Bild der großen Gemeinschaft ab.
Altschütze Heinrich Steuber „Eckenhenner“ (Eckenjokubbes). Er wurde am 14.09.195990 Jahre alt und starb am 27.11.1959.
1957 eröffnete die Bergmannskapelle der Zeche „Julia“ aus Herne wieder das Fest. Am Sonntag während des Festzuges zog Landrat Heinrich Kohl mit seinem Flugzeug im Tiefflug seine Kreise über der Festgesellschaft. Heinrich Lange, der Vogelbauer, brach eine Tradition, indem er als verheirateter König eine Ledige (seine Schwägerin Charlotte Ante) zur Königin erwählte. Dabei hatte er jedoch die Zustimmung aller Anwesenden. Am Festabend ergriff Hauptmann Karl Kroh wieder den Taktstock von der Tanzkapelle.
Treiben auf dem Festplatz Mitte der fünfziger Jahre
1959 schoß der 22jährige Helmut Briel aus Neuludwigsdorf den Vogel ab und nahm sich die gerade in Sommerfrische verweilende Ingrid Born aus Duisburg im Alter von 17 Jahren zur Königin. Die Jugend tobte begeistert über ihren jungen Schützenkönig und seine jugendliche Königin. Die gesetzteren Schützen und „Schützenväter“ schüttelten zunächst mißbilligend die Köpfe über soviel Jugend. Doch die Wogen glätteten sich bald und selbst die eifrigsten Verfechter einer „Erwachsenen-Schützendynastie“ sahen ein, daß auch die Jugend feiern kann. Für Stimmung sorgte die Kapelle der Freiwilligen Feuerwehr aus Berghofen und der Battenberger Spielmannszug.
1962 war der vollbärtige Schützenmajor Franz Maurer aus Hallenberg zu Gast. Er überbrachte die Grüße des seit 1827 bestehenden Hallenberger Schützenvereins mit den Worten: „Urahnen und Kinder werden euch Dank wissen, daß ihr über ein halbes Jahrhundert die Schützentradition hochgehalten habt. Seid auch in Zukunft einig und treu“.
Zum zweiten Mal spielte der Musikverein Kreuztal aus Fellinghausen. Weitere Gäste waren eine Abordnung von Sängern aus Essen, die im Frühjahr beim Essener Bundessängerfest mit den Bromskirchener Sängern die ersten Freundschaftsbande geknüpft hatten. Der erste König aus den Reihen der ungarndeutschen Mitbürger war 1965 Josef Fress. Diesmal saß nicht so ein zäher Vogel auf der Stange wie bei seinem Vorgänger Josef Gröschl. Da war der Vogel über eine längere Zeit schon arg zersaust, wackelte bei jedem Schuß und machte noch eine Kehrtwendung, ehe er den Rest bekam. Fünf Stunden währte der Kampf 1967. Dann befreite Karl-Heinz Schnorbus die Anwesenden von der Spannung. Alfred Kroh übergab aus gesundheitlichen Gründen die Führung an Heinz Steuber. 1968 vergaß man bei aller Fröhlichkeit nicht die Hungernden in Biafra und veranstaltete auf Anregung von Ortspfarrer Henkel eine Geldsammlung, die einen ansehnlichen Betrag erbrachte. Der Pfarrer durfte auch mal auf den Vogel schießen. Auch 1970 standen die Festtage ganz im Zeichen fröhlicher Geselligkeit, getreu den Worten von Schützenhauptmann Heinz Steuber: „Wir halten keine langen Reden, wir feiern lieber“. Der neue Schützenkönig kam wiedermal aus dem Ortsteil Neuludwigsdorf. Unter den schmissigen Klängen der Freiwilligen Feuerwehr aus Berleburg wurde Helmut Kümmel und seine Königin Renate Mössmer zur Inthronisierung geleitet. 1971 hatte die Kapelle „Treue Ottfingen“ unter der Leitung von Engelbert Hausmann ihren ersten Auftritt. Diese musikalische Freundschaft währte viele Jahre.
1972 erhielt das Fest einen besonderen Akzent durch den Besuch des Schützenvereines „Hubertusjäger“ aus Düsseldorf-Unterrath. Die von dem König Manfred Lange erwählte Königin Maritta Oberhoff kam aus Wuppertal-Ronsdorf. Ebenfalls konnten die Bromskirchener Schützen herzlich Ferdinand Geldbach begrüßen, der vor vielen Jahren nach Amerika ausgewandert war und zum Schützenfest die alte Heimat besuchte.
25jähriges Jubiläumskönigspaar 1999 Willi Kessler und Rosemarie Glöser. Sie regierten 1973/74
1974 wurde das 75jährige Jubiläum gefeiert. Wie in den ganzen Jahren vorher meinte es der Wettergott gut mit den Bromskirchener Schützen. Das Fest wurde am Samstag um 14.00 Uhr mit einem Jubiläumsschießen begonnen. Schützenhauptmann Heinz Steuber konnte 25 ehemalige Schützenkönige begrüßen, die dann in wechselnder Reihenfolge um die Würde eines „Ehrenschützenkönigs“ in sportlichem Kampf antraten. Nach zwei Stunden „erbittertem“ Kampf war alles entschieden. Alfred Kroh jun. holte den Vogel mit einem Meisterschuss von der Stange. Zur Königin erwählte er sich Christa Dicken.
Ehrenschützenkönigspaar im Jubiläumsjahr 1974 Alfred Kroh jun. und Christa Dicken
Die Krone eroberte sich Heinrich Lange, das Zepter Kurt Pfau und der Apfel ging an Adolf Vöpel. Am Sonntag bewegte sich ein großer Festzug durch die Dorfstraßen.
Ehrendamen tragen die blumengeschmückte Jubiläumszahl „75“ dem Festzug voran
Danach marschierten die Schulkinder, 25 Gruppen sowie sechs Musik- und Spielmannszüge. In der Schützenhalle hielt anschließend der Schirmherr Landrat Dr. Reccius die Festrede.
Am Montag gelang es dem Arzt Peter Voss, den Vogel abzuschießen. Er gab einen Bilderbuchschützenkönig ab. Sein wallender Vollbart erinnerte an Andreas Hofer. Peter Voss brachte das Kunststück fertig, 1975 nochmals König zu werden. Zweimal hintereinander, das gab’s in Bromskirchen noch nie.
v.l.: Hauptmann Heinz Steuber, Offizier Hans Reinke, Schützenkönig
1977 konnte der Schützenverein unter den vielen Ehrengästen auch den berühmten Jagdflieger aus dem zweiten Weltkrieg Generalleutnant Adolf Galland begrüßen. 1978 konnten 125 Gäste aus der französischen Partnerstadt Arrou begrüßt werden. Im Juni erfolgte die Verschwisterung. Die Delegation wurde von Bürgermeister Dourdon und Pastor le Cure Lampert angeführt. Der Musikzug Arrou mit Majoretten bereicherte den Festzug.
„Chef de Musique“ Maurice Taranne des Musikvereins „L`Harmonie“ aus der Partnergemeinde Arrou mit Majoretten. Rechts Schützenhauptmann Heinz Steuber
Das Schützenfest stand ganz im Zeichen der Völkerverständigung. Krönender Abschluß war wieder einmal das Vogelschießen. Der neue König: Bürgermeister Rudolf Müller (Königin wurde seine Schwägerin Karla Klement). 1979 mußte bereits am Samstag ein neuer König ausgeschossen werden, da Bürgermeister Rudolf Müller wegen eines Trauerfalles sein Amt als König nicht wahrnehmen konnte. Das Schießen begann nachmittags. Bei bereits einsetzender Dämmerung holte Schützenbruder Erwin Diele den Vogel von der Stange. Der Interimskönig erwählte sich Irene Backhaus aus Battenberg zu seiner Königin. 1980 war der Wettergott während des Festzuges den Schützen für kurze Zeit nicht hold. Das ansonsten sprichwörtliche gute Wetter an den „Bromskirchener Feiertagen“ wurde durch einen wolkenbruchartigen Regen unterbrochen. Den Festzugsteilnehmern und den vielen Schaulustigen am Straßenrand wurde eine „kalte Dusche“ beschert. Ein weiterer Rekord in dem Jahr laut Pressemitteilung „über 10 Zentner Eisbein wurden vertilgt“. 1981 führte Wolfgang Fischer erstmals als neuer Schützenhauptmann Regie. Er übernahm bei der letzten Jahreshauptversammlung die Vereinsgeschäfte nach 14jähriger Amtszeit von Heinz Steuber. Ab 1983 erhält auch die Schützenkönigin einen Orden als Erinnerung. Auch Ehrungen von Jubiläumskönigspaaren werden erstmals durchgeführt. In diesem Jahr mußte auch wieder ein Zweitagekönig wegen eines Trauerfalles ausgeschossen werden. Helmut Weishaupt, ein gebürtiger Bromskirchener aus Schluderns in Südtirol schoß den Vogel ab. Gemeinsam mit seiner Königin Freya Hoppe regierte er bis Montag. Von 1969 bis 1985 war Bernhard Jagoda (Mitglied des Landtages, Mitglied des Bundestages und heutiger Präsident der Bundesanstalt für Arbeit) regelmäßiger Gast und begeisterter Zuschauer beim Vogelschießen. Von dem Vogelbauer Heinrich Lange kaufte er regelmäßig die holzgeschnitzten Adler, um sie befreundeten Schützenvereinen zu schenken. Ein Kommentar von B. Jagoda 1981: „Die Kunstwerke sind zum Kaputtschießen eigentlich zu schade“.
Bernhard Jagoda (rechts) gratuliert hier 1977 dem Königspaar Karl-E. Feige und Helga Rothen. Bürgermeister Rudolf Müller (links)
1986 staunte man nicht schlecht, als bei der Aufstellung des Festzuges am Sonntag aus Richtung Hallenberg eine Kapelle in historischen Uniformen zum Rathaus marschierte. Bei über 30 Grad im Schatten ließ es sich die Stadtkapelle „Concordia“ aus Hallenberg nicht nehmen, in den Uniformen des „Dritten Garderegiments zu Fuß Berlin“ am Festzug teilzunehmen. Die Musikanten wirkten in diesen Uniformen auf der Freilichtbühne in Hallenberg bei dem Stück „Der Hauptmann von Köpenick“ mit. Ihr Einfall wurde mit Beifall belohnt, denn die Spielleute waren eine Augenweide mit den Uniformen und den Pickelhauben auf dem Kopf.
Stadtkapelle „Concordia“ Hallenberg in den Uniformen des „Dritten Garderegimentes zu Fuß Berlin“
1988 feierte die Gemeinde Bromskirchen ihr 750-jähriges Bestehen. Trotz dieser großen Festvorbereitungen, bei der alle Bürger ihren vollen Beitrag leisteten, merkte man zwei Monate danach keine Festmüdigkeit, als das Schützenfest nach alter Tradition in der neu renovierten Schützenhalle wieder begangen wurde. Am Montag nahm der neue Schützenkönig Armin Eisenkramer eine wahre „Königin des Schießsportes“ zur Königin. Rosemarie Vöpel, eine der erfolgreichsten Schützinnen des Kleinkaliber- und Luftgewehrschießens im Schützenkreis 24 Frankenberg. Sie errang große Erfolge bei Vereins-, Kreis-, Gau- und Hessischen Meisterschaften. Sogar eine Nominierung für die Deutschen Meisterschaften lagen bis dahin auf ihrem sportlichen Weg.
1989 wurde das 90. Bestehen des Vereins noch mit einem „kleinen Schützenfest“ gefeiert. Lediglich im September wurde zusätzlich noch ein Schützenball veranstaltet.
1990 war während des Vogelschießens der Hessische Rundfunk zu Gast, der die Atmosphäre dieses, gerade für auswärtige Gäste, beeindruckende Ereignis aufzeichnete, und ein paar Stunden später über den äther verbreitete. Im Oktober wurde der Kreisschützenball von den „St. Hubertusschützen“ in der Schützenhalle ausgerichtet. Die große Schützenfamilie sowie Vertreter aus Sport und Politik verbrachten einige frohe Stunden und lobten den gut organisierten Abend.
1991 konnte man deutlich den Generationswechsel verfolgen. Beim Königsschießen drängte erfreulicherweise die Jugend gleich mit acht Schützen nach vorn, um die Königswürde zu erringen. Dirk Schienbein gelang der „goldene Schuß“. Zu seiner Königin wählte er sich die Allendorferin Ilona Henkel, deren Mutter aus Bromskirchen stammt.
1992 gab es zum Auftakt eine Premiere. Beim abendlichen Festzug vom Rathaus marschierte das amtierende Königspaar gemeinsam mit in die Schützenhalle. An diesem Abend konnte der Vorsitzende Wolfgang Fischer eine Schützenkönigin aus Bayern begrüßen. Ingrid Köpf aus Reichling Kreis Landsberg war begeistert. Sie weilte auf Einladung von Schützenbruder Gottfried Kretschmer und seiner Frau in Bromskirchen. Schützenhauptmann Fischer hat scheinbar seit Jahren das Recht gepachtet, die Krone abzuschießen. Am Montag holte er sich mit dem 253. Schuß zum sechsten Mal hintereinander diesen Preis. Die Damen, die bei der Jahreshauptversammlung im Jahre 1983 von den Mitgliedern satzungsmäßig das Recht erhielten (94 ja, 5 nein und 3 Enthaltungen) auf den Vogel zu schießen, waren bis zu diesem Zeitpunkt mit der aktiven Schützin Regine Müller noch nicht zum Zuge gekommen.
1993 erlebte erstmals der Nachfolger von Bürgermeister Rudolf Müller, Karl-Friedrich Frese das Schützenfest. Wie in jedem Jahr reisten viele Gäste aus Nah und Fern an. So war nicht nur die Kanonengruppe aus Schmittlotheim eine Bereicherung des Festzuges, sondern auch 27 Armbrustschützen aus dem holländischen Roermond machten ihre Aufwartung. Sie kamen durch einen Zufall zum Schützenfest nach Bromskirchen. Ihr Wirt aus dem Gasthaus in Neuludwigsdorf hatte ihnen diesen Zeitpunkt für einen Urlaub empfohlen. So war es eine große Ehre, daß selbst der Schützenkaiser von Holland, Peter van der Beek, dem Bromskirchener Königspaar Fred Daubertshäuser und Regine Müller seine Referenz erwies. Auch diesmal holte beim Schießen W. Fischer die Krone. Mit dem 34. Schuß zum siebten Mal.
1994 gestaltete erstmals die Stadtkapelle „Concordia“ aus Hallenberg das musikalische Festprogramm. Keine Unbekannten! Bereits jahrelang unterstützten sie den Festzug und stellten ihr Können unter Beweis.
1995 ging ein über Jahre gehegter Wunsch von Schützenhauptmann W. Fischer in Erfüllung. Mit dem 78. Schuß aus dem Großkalibergewehr „erlegte“ er den Vogel. „Ich könnte vor Freude heulen“, kommentierte er den goldenen Schuß. Seine Königin wurde Karin Müller. Wie im Jahre
1990, so war auch in diesem Jahr wieder der Schützenverein Bromskirchen Ausrichter des Kreisschützenballes. In der von den Mitgliedern mit viel Aufwand herbstlich geschmückten Halle erreichte der Ball mit über 800 Besuchern eine neue Dimension.
1996 begleiteten erstmal in der Vereinsgeschichte weibliche Schlußoffiziere die Festzüge. Carina Homrighausen, Sandra Kümmel und Viola Kretschmer drangen als erste in diese Männerdomäne ein. Auf der Jahreshauptversammlung waren sie für dieses Amt mehrheitlich gewählt worden.
1997 erhielt Vorsitzender und Schützenhauptmann Wolfgang Fischer während des Festkommers die höchste Auszeichnung des Vereines, die goldene Ehrennadel. Unter seiner Regie blühte das Vereinsleben auf. Viele Neuerungen gehen auf sein Konto sowie die hervorragende Zusammenarbeit mit dem Schützenkreis 24 Frankenberg. Zum 41. Geburtstag machte sich Heinz-Dieter Schnorbus selbst ein Geburtstagsgeschenk, indem er mit dem 130. Schuß den Vogel von der Stange holte. H. D. Schnorbus hat sich vor Jahren schon große Verdienste um den Ablauf des Schützenfestes erworben. Als Hobbyfotograf und Filmer drehte er von 1982 bis 1990 jeweils einen Film über das Fest. Die Filme wurden dann immer bei den jeweiligen Jahreshauptversammlungen vorgeführt. Sie sind bestimmt ein wertvolles Zeitdokument für nachfolgende Generationen.
1998 galt der besondere Gruß dem 25jährigen Jubelkönigspaar Wilfried Kroh und Doris Geise. Die Jubelkönigin trug während des Festes voller Stolz das Kleid, welches sie bereits vor 25 Jahren getragen hatte. Kommentar vom Hauptmann: „Sie hat sich gut gehalten“. Was der erste Vorsitzende kann, kann ich schon lange. Dietmar Graßhoff, der zweite Vorsitzende und Adjudant ging aufs Ganze. Nach Apfel, Flügel und Krone holte er sich dann mit dem 147. Schuß den ganzen Vogel und damit auch die Königswürde, die er dann mit seiner Königin Martina Stiegler-Eitzenhöfer teilte.
Amtierendes Königspaar 1999 Dietmar Graßhoff und Martina Stiegler-Eitzenhöfer mit den Königsoffizieren Dirk Dornseiff (links) und Andreas Schöpfer (rechts)
Wir kennen viele Namen, die sich um den Verein verdient gemacht haben. Sie sorgten und sorgen dafür, daß unsere Schützenfeste nicht nur herrliche Erinnerungen bleiben, sondern auch in Zukunft „die höchsten Feiertage“ sein werden.
Das Wort, das Ehefrauen ihren Ehemännern mit auf den Weg geben, wenn diese am Montag des Schützenfestes zum Vogelschießen gehen:“ Nü denk net, dü widd…..!“ (Das heißt soviel wie: „Du wirst doch wohl nicht auf den Vogel schießen wollen?!!)
Unser ehemaliger Schützenhauptmann und heutiger Ehrenvorsitzender Heinz Steuber war einmal geschäftlich unterwegs im Allendorfer Ortsteil Osterfeld. Ein alter Bauer sagte zu Heinz Steuber: “ Sö, dann hod ehr jo öh bale Schitzenfesd e Brummeskärche.“ „Jo“, sagte Heinz Steuber, „en värzähn Dogen.“ „Naja“, sagte darauf unser Bauer: „Dann ka‘ ste jo widder med dei‘ m Säwel rasseln!“
Vor vielen Jahren saßen einmal zwei ältere Bürger Bromskirchens, die ausnahmsweise nicht zum Vogelschießen gegangen waren, auf der Bank vor dem Hause des einen. Beide hießen übrigens Karl. Sprach Karl zu Karl: “ Na, jidz wärd d‘ r Vuggel hungen säin! „Ja“, sagte der andere Karl, „se wär’n widder en Dormel gefungen hon!“ Kommt ein dritter Bromskircher hinzu, hörte dies und sagte: „Joo….., se hon en gefungen, däin Junge es d’r Dormel!“
Ging ein Schützenbruder, der nie zuvor ein Gewehr in der Hand hatte, in den Schießstand, legte an, zielte, drückte ab, und…… der Vogel fiel! So wurde ein Schützenbruder mit dem ersten und einzigen Schuß seines Lebens Schützenkönig. Es geht das Gerücht um, er habe nie wieder ein Gewehr angefaßt.
Vor vielen Jahren, die landwirtschaftliche Fachschule in Frankenberg existierte noch, besuchten auch einige junge Männer aus Bromskirchen dieselbe. Im Gemeinschafts- und Lebenskundeunterricht fragte der unterrichtende Pfarrer einen der im warmen Klassenzimmer sanft entschlummerten Bromskircher Schüler nach dem höchsten Feiertag der Christenheit im Kirchenjahr. Dieser träumte wohl vom Schützenfest; denn wie aus der Pistole geschossen kam die Antwort: „Der höchste Feiertag im Jahr ist das Bromskircher Schützenfest!“
Das Schützenfest ist für einen waschechten Bromskircher Hubertusschützen eine sehr wichtige und ernst zu nehmende Angelegenheit. Daran nicht teilzunehmen, gilt als ein schweres Verbrechen! Die Schützenschwestern und Schützenbrüder brauchen da schon eine Menge Durchstehvermögen. So war da einmal ein Schützenbruder, der wegen leichter Gleichgewichtsstörungen doch eine kleine Erholungspause brauchte. Er legte sich also zu einem kurzen Schläfchen nieder. Sein Eheweib aber war der Meinung: „Der hat genug vom Schützenfest, der bleibt mir liegen!“ Um ganz sicher zu gehen, versteckte sie ihm auch noch seine Sonntagsschuhe! Der Gatte erwachte aber nach kurzer Zeit, stieg aus dem Bett, warf sich wieder in seine Uniform, wollte nach seinen Schuhen greifenund griff ins Leere! Aber wie heißt es schon bei Wilhelm Tell? „Ein rechter Schütz‘ ist um ’nen Ausweg nie verlegen!“ Er hatte zwar seine bessere Hälfte in Verdacht, sagte aber nichts, nein, er griff sich seine Gummistiefel und war schon wieder auf dem Weg in die Schützenhalle.
Das Haus unseres Ehrenvorsitzenden Heinz Steuber war einmal an einem Schützenfestmontag unverschlossen geblieben. Der damalige Milchfahrer und ein Helfer hatten das spitz gekriegt und sind, nachdem sie von der Molkerei zurück waren, kurzerhand zu einem ausgiebigen Frühstück im Hause Steuber eingekehrt! Das Reststück vom Sonntagsbraten und das Bier im Kühlschrank war buchstäblich ein gefundenes Fressen für die beiden! Heinz hat es mit Humor genommen und gefragt: „Hat es denn wenigstens geschmeckt?“
Bei der Jahreshauptversammlung 1984 spielte nach dem offiziellen Teil die orts- ansässige Kapelle „Linsphertaler“ zur Unterhaltung. Vereinsmitglied Werner Müller gab einen humoristischen Rückblick auf das Jahr 1983. In ebenso lustiger Form referierte er bei der Versammlung 1988 über die Uniformordnung zu dem Thema „Jeans und Schützenjacke“.
Der Schützenfestdienstag wird auch heute noch traditionell mit einem Frühschoppen in kräftigster Form begangen. Anschließend zieht man in ange- heiterter Stimmung durch das Dorf. Bei dem neuen Schützenkönig endet dann mit einem „Kehraus“ das Schützenfest.
Kehraus
Damals Heute